Angedacht

7 Wochen ohne
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Gerade jetzt, am Anfang des Jahres, nehmen sich viele Menschen vor, etwas anders zu machen: mehr mit dem Fahrrad zu fahren oder mehr Obst und Gemüse zu essen oder mal die Hände vom Smartphone zu lassen. Das ist nicht immer einfach. Gewohnheiten zu durchbrechen kostet Kraft. Aber man gewinnt auch viel. Die Fasten- und Passionszeit bietet im besonderen Maße die Gelegenheit dazu, innezuhalten und durch Verzicht eine andere Perspektive auf mein Leben zu bekommen und letztlich reich beschenkt zu werden.

„Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge” – unter diesem Motto steht die diesjährige Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland, die vom 14. Februar bis zum 1. April 2024 dauert.

Unter diesem Link finden Sie alles Wissenswerte über die Aktion: https://7wochenohne.evangelisch.de/

Sieben Wochen ohne Alleingänge – das hört sich gut an, vielleicht weil es nicht an den dumpfen Klang des Verzichts erinnert. Ich glaube, dass das Motto der Aktion gut gewählt ist, weil Alleingänge und Alleinsein weit verbreitete Phänomene unseres Lebens und unserer Welt sind. Viele Menschen in unserer Gesellschaft sind oder fühlen sich allein. Ältere Menschen, die vielleicht ihre Partnerin oder ihren Partner verloren haben; Menschen, deren Ehe oder Partnerschaft auseinandergebrochen ist. Aber auch die Zahl der Singlehaushalte nimmt insbesondere in den Großstädten zu. Und man kann sich auch alleine fühlen, trotzdem man in Familie oder in eine Gemeinschaft eingebunden ist. Es ist das Paradoxon der ständig in den sozialen Medien kommunizierenden und doch einsamen Menschen. Viele Menschen machen alles mit sich selbst aus und wagen es nicht, andere ins Vertrauen zu ziehen. Es bleibt manchmal das Gefühl der ständigen Überforderung und der damit verbundenen eigenen empfundenen Kraftlosigkeit. Manchmal mutet uns diese Welt einfach zu viel zu mit ihren Anforderungen, Gefahren und ständigen Kursänderungen. Woran kann ich mich noch halten, was ist sicher, was gibt mir persönlich Kraft?

„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.” (Mt 11,28 Basisbibel)

Diese Einladung Jesu öffnet Räume und Wege für uns Suchende. Das ist eine Einladung in seine Gemeinschaft. „Komm rüber” steht für eine gegenseitige Offenheit. Leben bedeutet zwar manchmal, Wege alleine gehen zu müssen. Aber vor allem ist das Leben Gemeinschaft. Und ein aufrichtiges Wahrnehmen meines Gegenübers. Und unsere Kirchengemeinde steht für dieses „Komm rüber”. Komm mit deinen Hoffnungen, deiner Freude oder auch mit deinen Fragen und Sorgen– wir tragen es gemeinsam.

„Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge”. Nehmen wir die Einladung beim Wort. Unsere Gemeinschaft wird gesegnet sein.

Ihr Pfarrer Thilo Neuhaus

 

Übrigens:  Am 25.02.24 findet zur Fastenaktion „Füreinander Einstehen in Europa” ein Gottesdienst um 9.00 Uhr in Neuötting und um 10.30 Uhr in Altötting mit unserer Prädikantin Beate Adler statt. In Altötting mit anschließendem Fastensuppenessen.

Am 6. März und am 20. März findet in unserer Gemeinde ein Fastentreffen zur diesjährigen Aktion: jeweils um 19 Uhr im Gemeindesaal der Christuskirche in Neuötting. Anmeldungen gerne an Marina Esterer (Tel.: 08671/882776 oder

 

 

 

 

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weiter Infos hier

Es ist ein Widerspruch, der gar nicht größer sein kann: In einer Kirche, die sich Nächstenliebe und Hilfe für Schwache auf die Fahnen schreibt, wurde vielen Menschen sexualisierte Gewalt angetan von Kirchenmitarbeitenden. Dabei können wir uns nicht im Windschatten der katholischen Kirche ausruhen. Auch in der ELKB wurden seit 1950 bislang 166 Fälle gemeldet, diese Zahl umfasst gemeldete Übergriffe und strafrechtlich relevante Taten. Das beschäftigt und beschämt uns.

Was passiert nun? Die Landessynode hat Ende 2020 ein Präventionsgesetz  erabschiedet; eine Selbstverpflichtung, alle Arbeitsbereiche in Kirche und Diakonie auf Risiken zu überprüfen und Vorkehrungen zu treffen, damit sexualisierte Gewalt erst gar nicht passiert – oder, wenn doch, rasch und konsequent gehandelt wird.

Ein Präventionsteam führt Schulungen in allen Bereichen der Landeskirche durch, sensibilisiert so für das Thema und hilft bei der Erarbeitung von Schutzkonzepten. Auch unsere Kirchengemeinde wird ein solches Schutzkonzept erarbeiten – nicht, um es in einer Schublade abzulegen, sondern um das Thema wach und präsent zu halten.

Eine EKD-weite wissenschaftliche Studie des Forschungsverbunds ForuM hat auch Einsicht in die Akten der bayerischen Landeskirche. Sie soll herausfinden, welche Strukturen in der Kirche sexualisierte Gewalt begünstigen.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bittet Betroffene, sich zu melden (bei der Ansprechstelle für sexualisierte Gewalt - sie ist erreichbar unter Telefon unter 089 5595-335 oder per Email: AnsprechstelleSG@elkb.de). Betroffene werden dort beraten und unterstützt – etwa durch Therapiestunden oder einen unabhängigen Anwalt. Betroffene, deren Fall strafrechtlich verjährt ist, können durch die Unabhängige Kommission finanzielle Anerkennungsleistungen erhalten. Diese mit Fachleuten besetzte Kommission vergibt Leistungen bis zu 50.000 Euro.